Muslimische Jugendarbeit als neuer Partner der Vielfalt

Muslimische Jugendarbeit als neuer Partner für mehr Vielfalt
Referent: Kofi Ohene-Dokyi, Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) e.V., Berlin

Das Engagement von jungen Muslimen ist bereits seit vielen Jahren ein Baustein des jugendarbeiterischen Angebots in der Gesellschaft. Doch noch immer sind ihre Aktivitäten und Angebote weitestgehend unbekannt, oder es bestehen Berührungsängste. Der angebotene Workshop von Kofi Ohene-Dokyi hatte zum Ziel einen ersten Einblick in die muslimische Jugendarbeit in der Region Heilbronn zu vermitteln und mögliche Hemmschwellen abzubauen. Dazu erzählte er eindrucksvoll, wie die RAA Berlin besonders am bekannten Projekt JUMA jung, muslimisch, aktiv muslimische Jugendarbeit förderte.

In Bezug auf den Standort Heilbronn, den die RAA Berlin seit Oktober 2015 im Rahmen des Demokratie Leben-Projekts „Extrem Demokratisch – Muslimische Jugendarbeit stärken“ betreut, stellte die Projektkoordinatorin Tanja El Ghadouini die muslimische Infrastruktur bezüglich der muslimischen Jugendarbeit vor. Zwei Karten zeigten die hohe Dichte unterschiedlicher Vereine und Angebote, die es im Landkreis und im Stadtbezirk Heilbronns gibt. Einige dieser Vereine hatten an einzelnen Qualifizierungsangeboten des Projekts teilgenommen, andere Jugendliche hatten sich langfristig für eine Teilnahme in Form eines eigenen Praxisprojekts entschieden.

Frau El Ghadouini stellte die fünf, von muslimischen Jugendlichen initiierten, konzipierten und umgesetzten Projekte vor: ilevel- Kunst auf Augenhöhe, das Demokratielernspiel Quararo, Déjàvu – Theater der Geschichte, Wildlife Jugend Güglingen und die Heilbronner Jugend- und Freizeitstudie 2017.

Die Projekte zeigten wie vielfältig junge Muslime sich engagieren möchten und wie sie mit Hilfe von Partnern und kreativen Konzepten die Jugendarbeit in der Region bereichern. Die Beispiele machten den Teilnehmenden Mut, sich auf Kooperationen mit jungen Muslimen einzulassen, doch sahen sie auch besondere Herausforderungen, die Herr Ohene-Dokyi in einer moderierten Murmelrunde mit den Teilnehmenden zusammentrug. Eine große Hemmschwelle war für viele der Zugang zu den muslimischen Vereinen und Jugendgruppen. Dieser stellt sich besonders schwierig dar, wenn hauptamtliche Strukturen auf Ehrenamt trafen und sich zusätzlich Informationsstrukturen kulturell unterschieden. Persönliche Ansprache, Soziale Netzwerke und das Prinzip von Türöffnern könnten hilfreich sein, diese Hemmschwelle abzubauen. Die RAA Berlin würde u.a. diese Kompetenzen auf Wunsch der Teilnehmenden in das Netzwerk „Vielfalt stärken“ miteinbringen.

Insgesamt waren die Teilnehmenden auch von ihren erfolgreichen Erfahrungen begeistert. Sie schätzten den interreligiösen Austausch, die zunehmende Selbstverständlichkeit muslimischen Lebens in Heilbronn, die starke Bindungskraft junger Muslime, wenn sie aktiv in einem Projekt oder an einem Angebot teilnahmen. Besonders gut gefielen ihnen die aktuellen Beispiele aus der muslimischen Jugendkultur wie JUMA, I’slam, die Datteltäter, aber auch die praktischen Tipps und der Überblick über die Institutionen. Alle vorgestellten Projekte der RAA Berlin konnten auch auf dem anschließenden Marketplace im Gespräch mit den Jugendlichen kennengelernt werden.